Der Soziiologe Jean-Pierre Tabin von der Universität Lausanne widerlegt mit seiner Studie, von der im Interview die Rede ist, die rassistischen Myrthen, wonach bettelnde Menschen und ihre angeblichen Auftraggeber, insbesondere Roma, durch eine aufwendige Organisationstruktur als Bettler grossartige Einkünfte generieren würden. Er legt vielmehr dar, dass die Hintergründe des Bettelns in der Klasssenstruktur, den damit verbundene extremen Einkommensunterschieden und in der Armutspolitik insbesondere einiger osteuropäischer Länder, aber auch der Schweiz und anderer Länder, liegen, und dass die Bettelnden meist individuell oder im Familienverband tätig sind. Er bringt auch kritische Hinweise betreffend die hohen Kosten und den zweifelhaften Nutzen einer polizielichen Bekämpfung des Bettelwesens und vergleicht die heutigen Strukturen und Ideologien mit denjenigen früherer Jahrhunderte.