Texte über Fahrende und Heimatlose in Graubünden 1793 bis 1965

Texte über Fahrende und Heimatlose in Graubünden 1793 bis 1965

1965 veröffentlichte der Bündner Staatsarchivar Rudolf Jenny als Begleitband zu einer Quellenedition über Einbürgerungen einen separaten Einführungsteil (Staatsarchiv Graubünden: Einbürgerungen 1801-1960 nach Personen, Gemeinden und Jahren, bearbeitet und mit Einführung herausgegeben von Staatsarchivar Dr. Rudolf Jenny, 1. Teil Einführung, Chur 1965).
Er legte darin dar, weshalb es seiner Meinung nach nicht anging, auch die Einbürgerung einer grossen Zahl vormals Heimatloser auf Grund des Bundesgesesetzes vom 3. Dezember 1850, die Heimatlosigkeit betreffend, die auf den Widerstand mancher Bündner Gemeinden stiess und in vielen Fällen jahrzehntelang verzögert wurde, in diese ansonsten umfassende Darstellung aufzunehmen. Zu bemerken ist bleibt jedoch, dass die Jahrzehnte vorher auf dem normalen Weg der Aufnahme ins Bürgerrecht eingebürgerten Vorfahren der bekannten jenischen Geschlechter Moser (Obervaz) und Waser (Morissen) im Hauptband korrekt erwähnt sind, abgesehen davon, dass andere jenische Familien wie Mehr (Almens) oder Stoffel (Vals) schon seit Jahrhunderten Bürger ihrer Gemeinden waren, was sie allerdings nicht davon verschonte, insbesondere im mittleren Drittel des 20. Jahrhunderts Opfer einer gezielten Verfolgungskampagne mit systematischen Kindswegnahmen, Eheverboten, Einweisungen in Zwangsarbeitsanstalten sowie Zwangssterilisationen zu werden. Diese Verfolgungsaktion wurde unter der Leitung der in Zürich ansässigen Stiftung Pro Juventute mit Hilfe des ihr angegliederten, von 1926 bis 1973 aktiven so genannten „Hilfswerks für die Kinder der Landstrasse“ betrieben, jedoch auf die aktive und passive Unterstützung durch Bündner Kantonsinstanzen, darunter mehrere Regierungsräte, sowie Bezirks- und Gemeindeinstanzen zählen konnte. Diese spätere Verfolgung der Fahrenden, auch von ihm als „Landplage“ bezeichnet, unter Verweis auf zwei deutsche des 18. Jahrhunderts (Lehmann und Heigelin), erwähnt Jenny nicht. Hingegen kündigt er eine separate Aufarbeitung der Zwangseinbürgerungen Heimatloser nach 1851 in einem Spezialband an, der indessen nie erschien.
Über den Link finden Sie die entsprechenden Textauszüge, die sich aufeinander beziehen.

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