Der auf Psychiatrie spezialisierte Mediziner Carl Brugger (1903-1944) war neben den Vorreitern Josef Jörger und Ernst Rüdin zusammen mit Ernst Hanhart und Stavros Zurukzoglu der aktivste und radikalste Verfechter der „Eugenik“ bzw. „Rassenhygiene“ in der Schweiz. Carl Brugger war ein Schüler und Assistent von Ernst Rüdin, als dieser dieser die prychiatrische Universitätsklinik Friedmatt in Basel leitete. Brugger folgte dem bekannten Schweizer Nazi Rüdin jedoch nicht nach Deutschland. Brugger versuchte vielmehr, die „Eugenik“ in der Schweiz als wissenschaftliche Disziplin mit Lehrstühlen und Instituten zu etablieren, was ihm aber misslang. Nach seiner Zeit an der Friedmatt war Carl Brugger als Schularzt von Basel tätig. Er war, wie Ernst Hanhart, ein Mitautor des von Günther Just und Karl Bauer herausgegebenen Nazi-Standardwerks „Handbuch der Erbbiologie des Menschen“, erschienen im Springer Verlag, Berlin 1939–1940. Bruggers Tod mit 41 Jahren am 30. März 1944 – am selben Tag wurden in einer Kiesgrube beim Katzensee in Regensdorf bei Zürich 7 deutschfreundliche Landesverräter erschossen – . war vermutlich ein Selbstmord. Demgegenüber waren ähnlich Gesinnte, die ebenfalls in Nazideutschland publizierten und welche die gleichen Auffassungen vertraten, wie z.B. Manfred Bleuler, 1942 Direktor der psychiatrischen Univeritätsklinik Burghölzli in Zürich geworden, karrierebewusster. Sie verstanden es nach 1945, ihre Zusammenarbeit mit Nazi – „Rassenhygienikern“ der teilweisen Vergessenheit anheimfallen zu lassen, indem sie einschlägige Publlikationen nicht mehr in ihren Literaturlisten führten. Günther Just gelang es sogar, sich in der Bundesrepublik als Nazi-Gegner darzustellen. Er konnte, wie auch Othmar Freiherr von Verschuer, der Doktorvater Josef Mengeles, seine universitäre Karriere fortzusetzen.
Vgl. auch den Nachruf von Manfred Bleuler auf Carl Brugger in dieser Dokumentenliste.