Online-Version (ohne Bilder) des Lehrmittels "Roma - ein Volk unterwegs", erschienen im Lehrmittelverlag des Kantons St. Gallen
Jenische, Sinti, Roma:
Die Lage in der Schweiz heute
Seit die Fahrenden in der Schweiz nicht mehr verfolgt werden, sondern nur noch einzelnen Gewalttaten ausgesetzt sind, die immer wieder von rassistischen Gruppen wie den Skinheads oder von Neonazis begangen werden, gibt es wieder mehr Fahrende.
In vielen, aber noch nicht in allen Kantonen und in vielen Gemeinden sind für sie Standplätze für den Winter und Durchgangsplätze für die Reisezeit im Sommer eingerichtet worden. Die Plätze haben Strom- und Wasseranschluss. Für die Benutzung der Plätze müssen die Fahrenden Miete zahlen. Steuern zahlen sie in der Heimatgemeinde oder in einer Gemeinde, wo sie ihren Winterstandplatz haben.
Die moderne Campingtechnik und die Umstellung von den Zugpferden oder dem Bahntransport der Wohnwagen auf Autos mit Anhängerkupplung oder Wohnmobile haben den Fahrenden mehr Komfort gebracht. Die fahrenden Wohnungen sind aber auch recht kostspielig, vor allem für junge Paare, die sich ihre Existenz erst aufbauen müssen.
Das Mobiltelefon hat die Kommunikation und den Erwerb für die Fahrenden ebenfalls vereinfacht.
1975 ist als Dachorganisation der Jenischen in der Schweiz die „Radgenossenschaft der Landstrasse“ gegründet worden. Sie gibt seit ihrem Bestehen die Zeitschrift „Scharotl“ heraus und erhält seit einigen Jahren Bundessubventionen. Obwohl es in der Schweiz nach offiziellen Schätzungen rund 35000 Jenische gibt, davon etwa 5000 Fahrende, ist das Budget der Radgenossenschaft, gemessen an den Geldern von Kantonen mit gleichviel (Uri) oder weniger Einwohnern (Appenzell Innerrhoden), minimal. Dasselbe gilt von den anderen Organisationen der Roma, Sinti und Jenischen in der Schweiz.
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Gründungsversammlung der Radgenossenschaft in Bern, 1975 |
Radgenossenschaft der Landstrasse
Die
Radgenossenschaft der Landstrasse ist die Dachorganisation der Fahrenden und der Jenischen in der Schweiz. Sie hat sich aber auch für die Interessen der Holocaust-Opfer und der durchreisenden Roma und Sinti eingesetzt.
Sie gibt seit 1975 die Zeitschrift „Scharotl“ heraus und hat in Verhandlungen mit Behörden aller Stufen viel für die Fahrenden und die Jenischen erreicht. Ihr Büro, das aber aus Finanzmangel nur an einigen Wochentagen besetzt ist, erledigt viele Aufgaben für die rund 35 000 Jenischen in der Schweiz, für die in Kantonen mit gleicher oder kleinerer Bevölkerungszahl ganze Departemente und viele Gemeindebehörden zuständig sind.
Fahrendes Zigeuner-Kulturzentrum
Das Fahrende Zigeuner-Kulturzentrum ist eine fahrende Gruppe von Jenischen und Sinti. Fotausstellungen, Kulturveranstaltungen, Musikabende, Podiumsgespräche finden in einem grossen Festzelt statt, wo gleichzeitig auch gegessen und getrunken werden kann. Besucher sind willkommen. Das Fahrende Zigeuner-Kulturzentrum existiert seit 1984.
Zigeuner-Mission
Die Zigeuner-Mission ist der schweizerische Zweig der pfingstkirchlichen internationalen Zigeunermission. Es gibt sie seit 1913. Sie führt Gottesdienste auf den Plätzen der Fahrenden durch und gibt eine Zeitschrift heraus.
Naschet Jenische
Naschet Jenische (das heisst: Steht auf, Jenische) ist eine 1986 gegründete Stiftung. Ihr Stiftungszweck ist das Eintreten für die Anliegen und Ansprüche der vom „Hilfswerk für die Kinder der Landstrasse“ Geschädigten.
Romano Dialog
Romano Dialog ist eine 1999 gegründete Organisation der Roma in der Schweiz. Sie tritt ein für den Abbau von Diskriminierungen gegenüber den Roma und fördert die Information über die Situation der Roma.
Es gibt auch noch andere Organisationen in der Schweiz, die sich für die Roma, Sinti und Jenischen engagieren.
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