Eine Biografie von Eduard Fuchs liegt seit 1985 vor.
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Eduard Fuchs kam am 31.1.1870 in Göppingen zur Welt und wuchs in Stuttgart auf. Nach dem Tod seines Vaters l886 verliess Fuchs das Gymnasium und begann eine kaufmännische Lehre in einer Druckerei. Über anarchistisch gesinnte Schriftsetzer kam er in Kontakt mit der Arbeiterbewegung und engagierte sich mit Flugblättern gegen den Justizmord an den amerikanischen Anarchisten Saccho und Vanzetti. Und er war Mitglied des Verteilnetzes des unter dem Sozialistengesetz illegal erscheinenden "Sozialdemokrat". Fuchs wurde verhaftet und verliess nach Abschluss seiner Lehre und Abbüssung seiner Strafe Stuttgart, um bei der Druckerei Ernst in München, wo u.a. die "Iskra" Lenins gedruckt wurde, als Buchhalter einzusteigen.Ab 1892 wurde Fuchs Chefredaktor der linken Satire- und Karikaturzeitschrift "Der süddeutsche Postillon". So konnte er sein Sensorium für zugkräftiges Texten, auch von Gedichten, sowie für die Wirksamkeit von Bildern erfolgreich trainieren.
(Über diesen link finden Sie einige Beispiele von Texten und Bildern aus dem Süddeutschen Postillon.) |
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Schon in München edierte Fuchs einige Texte klassischer Utopisten wie Morus, Campanella und Cabet in schönen Ausgaben. Auch begann er damit, Karikaturen, alte Grafik und Keramik zu sammeln, also wenig hoch geachtete, populäre Randbereiche der Kunst.
1900 zog Fuchs nach Berlin und lebte fortan von seinen Einkünften als freier Schriftsteller und von den Gewinnen aus seiner Sammlertätigkeit - er hatte ein grosses Talent, Wertvolles zwischen Trödel zu finden, und verkaufte vieles, weit mehr, als er selber in seiner immer umfangreicher werdenden Sammlung behielt.
Seine bekanntesten Publikationen der Berliner Zeit sind die sechsbändige "Illustrierte Sittengeschichte" sowie seine "Geschichte der erotischen Kunst", die nicht zuletzt wegen ihrer Illustrationen Riesenauflagen erzielten. In Werken wie "Geschichte der Karikatur", "Die Frau in der Karikatur", "Die Juden in der Karikatur" oder "Die Karikatur im 1. Weltkrieg" legte er anhand von Karikaturen aus ganz Europa seine - immer strikt marxistisch fundierten - Kenntnisse über Geschichte und Graphik dar und darf wohl als erster Forscher auf dem Feld der Publizistik gelten, der die Welt der Karikatur gründlich erforscht hat. Ferner publizierte er pionierhafte Monographien über Honoré Daumiers Werk und über chinesische Keramik.
Fuchs war mit expressonistischen Malern wie Max Slevogt und Max Liebermann persönlich befreundet, von denen er auch etliche Bilder, darunter sein Porträt, erwarb. Zur Präsentation seiner Sammlung kaufte Fuchs nach dem 1. Weltkrieg eine von Mies von der Rohe erbaute Villa, die er in den zwanziger Jahren durch einen Anbau - entworfen ebenfalls von van der Rohe - erweiterte, um Platz für seine Sammlung und seine Bibliothek zu haben.
Seine materiellen Erfolge änderten nichts an seiner linken Gesinnung. Er gehörte zu den Gründern des Spartakus-Bundes, war mit Rosa Luxemburg, Leo Jogiches und Karl Liebknecht eng befreundet und sicherte, auch als Beauftragter für die russischen Gefangenen und Internierten in Deutschland, den Kontakt zu Lenins neuer Mannschaft in Moskau, von denen er viele schon seit längerem persönlich kannte. Er war auch Gründungsmitglied der KPD und hielt mit seiner guten kaufmännischen Ader die Finanzen des Malik-Verlags im Lot. Auch war er beteiligt bei der Errichtung des Frankfurter Instituts für Sozialforschung und insbesondere mit Max Horkheimer befreundet.
Den Aufstieg des Stalinismus quittierte Fuchs mit dem Austritt aus der KPD als Mitbegründer und Financier der KPD-Opposition (KPO), die aber eine einflusslose Splittergruppe blieb.
1933 gehörte Fuchs zu den ersten, die vor Hitlers SA und SS fliehen mussten. Über Schaffhausen, wo die KPO mit Nationalrat Walther Bringolf starken Einfluss hatte, floh Fuchs zuerst in die Schweiz, dann nach Paris. Die Nazis beschlagnahmten das Haus und die Sammlung von Fuchs. Fuchs und seine zweite Frau Grete überlebten in Paris dank einigen Werken von Daumier und Liebermann aus ihrem Besitz, die im März 1933 gerade im Ausland ausgestellt wurden. Verhandlungen mit den Nazis betreffend das beschlagnahmte Eigentum blieben fruchtlos; grosse Teile der Sammlung Fuchs wurden u.a von der Luzerner Galerie Fischer aufs Konto der Nazis verkauft. Im Pariser Exil schrieb Walter Benjamin im Auftrag von Max Horkheimer seinen kunstgeschichtlich wichtigen Aufsatz "Eduard Fuchs, der Sammler und Historiker", wozu Benjamin auch einen Informationsbesuch bei Fuchs machte. Fuchs starb, desillusioniert vom Verlauf der Weltgeschichte in Spanien, Russland und Deutschland, glücklicherweise noch vor dem Sieg der Deutschen über Frankreich, am 26.1.1940 in Paris und wurde auf dem Friedhof Père Lachaise neben den von ihm zeitlebens verehrten Pariser Kommunarden beigesetzt.