Sehr
geehrte Damen und Herren,
es ist
mir eine Sache der inneren Verpflichtung und der nüchternen historischen
Einschätzung, zu den Verdiensten von Romedius Mungenast Folgendes zu sagen:
Romedius
Mungenast hat als Kind von Tiroler Jenischen und als Rangierarbeiter bei der
Bundesbahn die österreichische Gesellschaft vom unteren und äußeren Rand her
kennen gelernt.
Als
wissbegieriger Schüler, als Gewerkschafter, als zutiefst demokratisch und
menschenrechtlich orientiertes einfaches Mitglied der Zivilgesellschaft hat er,
allerdings unter gesundheitlicher Beeinträchtigung, seinen ganz persönlichen,
aber auch gesamtgesellschaftlich bedeutsamen Weg gefunden, zur Bildung, zur
kulturellen Wahrnehmung und zum gegenseitigen multikulturellen Respekt in der
Republik Österreich einen gewichtigen, subtilen, humorvollen und sehr ernst zu
nehmenden Beitrag zu leisten.
Nicht
nur die österreichischen Jenischen, sondern die Jenischen in ganz Europa
befinden sich auf einem ebenso hoffnungsvollen wie dornenvollen Weg hin zu
einer allerorts gleichberechtigten und anerkannten Existenz als respektierte
Volksgruppe. Einer Volksgruppe mit eigener Kultur, eigener Sprache und eigener
Geschichte – allzu oft und allzu lange eine bittere Geschichte der Ausgrenzung
und Verfolgung bis hin zum Genozid.
Romedius
Mungenast ist als Wahrer der Traditionen seiner Gruppe und als Vermittler
zwischen Minderheit und Mehrheit hingestanden und hat sich und seine lange
verfemte, von ideologischen und wissenschaftlichen Konstrukten übler Herkunft
schlecht gemachter Kultur bescheiden, aber auch stolz präsentiert und gezeigt.
Er tat dies auch in umkämpften Positionen und gegenüber gehässigen Anfeindungen
in einer Weise, die ihm allseitig und verdientermaßen bleibende Achtung und
Respekt eingetragen hat.
Viele
aus seiner Gruppe hat er als Vorbild ermutigt, ebenfalls für die gemeinsame
Sache einzustehen. In seiner warmherzigen, freigebigen und spontanen Art, die
immer wieder auch in abweisenden Haltungen fest gefrorene Herzen aufzutauen und
für die Sache der Jenischen, aber auch anderer Minderheiten und Außenseiter, zu
erwärmen vermochte, konnte Romedius Mungenast sowohl Schüler wie Senioren,
sowohl bildungsferne Schichten wie Akademiker ansprechen und ins Gespräch
ziehen.
Die akribische
Sammel- und Dokumentationstätigkeit von Romedius Mungenast zur Sprache, Kultur,
Geschichte, Verfolgung, wissenschaftlichen Darstellung und Gegenwart der
Jenischen gab seinen jenischen Freunden im In- und Ausland, aber auch
Lehrenden, Kunstschaffenden, politisch und sozial Tätigen sowie Forschenden immer
neue und wichtige Anstöße und Hilfestellungen. Manche akademische Arbeit
verdankt dem immensen Wissen und dem allabendlich aus den in Bahnwaggons
liegengebliebenen Drucksachen zusammengetragenen reichhaltigen Archivmaterial
von Romedius Mungenast den ersten Anstoß, wichtige Aspekte, kritische Hinweise,
interessante Details oder den letzen Schliff. Das gilt auch für viele meiner
Arbeiten. Seine Vernetzungs- und Sammeltätigkeit geht – wie könnte es für einen
Jenischen anders sein – weit über Österreich hinaus und erstreckt sich auch
nach Deutschland, in die Schweiz und nach Italien. Die Gedichte, Betrachtungen
und Aufsätze von Romedius Mungenast sind ein ebenso bleibender Beitrag an den
kulturellen Reichtum in der Republik Österreich wie seine Impulsarbeit für die
Errichtung eines Archivs und Zentrums für die jenische Geschichte und Kultur in
Landeck.
Mit den
besten Wünschen und Empfehlungen und mit freundlichen Grüßen,
Thomas Huonker