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Am 26. Februar 2006 ist Prof. Dr. h.c. Romed Mungenast nach langer Krankheit in Innsbruck gestorben. Romed Mungenast ist am 19. Juli 1953 in Zams zur Welt gekommen und zusammen mit 10 Geschwistern in einer vom Grossvater erbauten Bretterbude von vier auf vier Metern aufgewachsen. Die Jenischen Oesterreichs, aber auch die Jenischen anderer Länder wissen, was sie ihm zu verdanken haben und wie uneigennützig und unermüdlich er sich dem Anliegen des Respekts für die jenische Sprache, Kultur und Geschichte widmete. Wir trauern um einen lieben, grossherzigen und weitsichtigen Menschen, dessen Solidarität mit den Entrechteten auch weit über den eigenen Kreis hinausreichte. Sein Werk und sein Wirken werden nicht vergessen werden.

Dem jenischen Schriftsteller, Forscher und Aktivisten Romed Mungenast wurde am 1. Juni 2004 vom österreichischen Bundespräsidenten der Titel Professor verliehen. Die Republik Österreich anerkannte damit das langjährige pionierhafte und fruchtbare Wirken von Romed Mungenast für die jenische Volksgruppe und für die Anerkennung ihrer Kultur. Der in einer bitter armen jenischen Familie aufgewachsene Gewerkschafter und Eisenbahnarbeiter hat nicht nur Bücher geschrieben und herausgegeben, sondern auch ein umfassendes Archiv zur Lage der Jenischen (und anderer lange ausgegrenzter Gruppen) zusammengetragen, das im Schloss Landeck der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Er hat unzählige unvergessliche Vorträge und Lesungen gehalten und viele Forschende, SchülerInnen und JournalistInnen beraten. So manchen verhalf er damit zu wichtigen Informationen und besserem Verständnis. Ihm gebührt nicht nur seitens der Öffentlichkeit und der Wissenschaft, sondern auch seitens aller Jenischen ein dankbares Gedenken.
Er war Begründer des jenischen Kulturverbands in Oesterreich und Mitglied der transnationalen Vereinigung der Jenischen "schäft qwant".
Die Dachorganisation der Schweizer Jenischen, die Radgenossenschaft der Landstrasse, hat Romed Mungenast im Juni 2004 zum Ehrenmitglied ernannt. Untenstehend finden sie die entsprechenden Urkunden und darunter den Text, mit welchem der österreichische Bundespräsident Dr. Thomas Klestil das Wirken von Romed Mungenast würdigte.



"Der Bundespräsident hat Herrn Romedius Mungenast, Forscher, Schriftsteller und Gründer des Jenischen Kulturvereines, den Berufstitel 'Professor' verliehen. Der Landecker (Jahrgang 1953) hält seit vielen Jahren Vorträge über die Geschichte, Sprache und Kultur der Jenischen an Universitäten, Schulen und bei Kulturveranstaltungen. Jenen Menschen also, die früher übers Land zogen und vom Warenhandel, der Schaustellerei, der Korbflechterei oder der Erntehilfe lebten, widmet dieser Tiroler seinen ganzen Einsatz. Romedius Mungenast unterstützt Studierende, Journalisten, aber auch Wissenschaftler aus dem In- und Ausland, die Arbeiten über Jenische, Roma und Sinti verfassen. Seine persönliche Erfahrung, sein umfassendes Wissen und seine engagierte Mitarbeit machten auch die erste Ausstellung über Jenische in Österreich möglich, die 2001 auf Schloss Landeck gezeigt wurde. Ein grosser Verdienst von Romedius Mungenast ist es, in den wissenschaftlichen Diskurs eingegriffen und diesen verändert zu haben. Er lehrt uns, nicht nur für die Jenischen bestehende Vorurteilsmuster und Stereotypen zu hinterfragen. Romedius Mungenast, der sich selbst als 'integrierten, aber nicht assimilierten Angehörigen einer Minderheit' definiert, hat auch einen gänzlich neuen Diskurs über Minderheiten geprägt. Dazu haben ausserdem seine schriftstellerischen Werke und nicht zuletzt die Impulsarbeit für die Gründung eines Zentrums für jenische Kultur in Landeck beigetragen."
Der Bundespräsident
Dr. Thomas Klestil

Den Nachruf der Abteilung Volksgruppen des ORF und die Grabrede von Peter Stöger finden sie hier
Die Grabrede von Richard Triendl zum Tod von Romed Mungenast finden sie hier