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Für eine genauere Darstellung der Geschichte und Gegenwart von Roma, Sinti und Jenischen in der Schweiz und in Europa klicken sie hier (Link zum Lehrmittel "Roma - ein Volk unterwegs")

Roma, Sinti, Gitanos, Jenische, Travellers ... und viele andere Gruppen und Namen

Roma ist der Oberbegriff für alle Stämme und Untergruppen der Romanes sprechenden Menschen. Roma bedeutet: Menschen. Rom ist die männliche Einzahl, Romni die weibliche Einzahl, Roma die Mehrzahlform des Wortes. Roma ist aber auch die Bezeichnung für jenen Hauptteil der Roma-Bevölkerung, der in Osteuropa lebt. Roma in diesem Sinn nennen sich auch jene, deren Vorfahren in diesem oder im letzten Jahrhundert nach Westeuropa zogen. Demgegenüber sind die Sinti, die vor allem in Deutschland, Oesterreich, Italien und Frankreich leben, aber auch die Manouches in Frankreich oder die Gitanos in Spanien in diesen Ländern seit Jahrhunderten anwesend. Ursprünglich stammen die Roma, wie ihre Sprache belegt, aus dem Nordwesten Indiens, aus den Provinzen Rajasthan und Sind. Vermutlich etwa um das Jahr 1000 herum wurden sie vertrieben oder gingen aus anderen Gründen auf ihre Wanderung Richtung Westen, nach Persien, in die Türkei, nach Griechenland, auf den Balkan. Von dort aus erreichten sie zu Beginnn des 15. Jahrhunderts Westeuropa. Trotz zahlreicher Versuche, sie entweder zu vertreiben oder, beispielsweise mittels Sprach- und Berufsverboten, Zwangsverheiratungen ausserhalb der Gruppe und Kindswegnahmen, der Mehrheitsbevökerung zu assimilieren, hielten sie an ihrer Sprache, Kultur und Lebensweise fest. Einzelne Gruppen, so die Gitanos in Spanien und die Ashkali im Balkan, übernahmen unter Zwang allerdings die Mehrheitssprache ihrer Aufenthaltsregionen.



Gruppen wie die Tinkers in Irland und England, die Quinqui in Spanien oder die Jenischen (Vgl. die Seite "Jenische") in Frankreich, Deutschland, Oesterreich und der Schweiz haben ihre eigene Sprache. Deren Wortschatz besteht neben Elementen aus der Sprache der jeweiligen Umgebung aus einem eher kleinen Anteil an Romanes-Worten, aber auch aus Lehnworten aus dem Hebräischen und dem Jiddischen sowie aus eigenständigen Wortbildungen. Es hat auch Gemeinsamkeiten mit dem sogenannten Rotwelsch oder dem französischen Argot.

Das schlimmste Ausmass erreichten die Verfolgungen sowohl der fahrenden wie der sesshaften Roma im Holocaust. Wie die Juden und andere Verfolgte des Naziregimes galten auch Roma, Sinti und Jenische als "minderwertig" und wurden durch KZ-Einlieferung und Massenerschiessungen zu Hunderttausenden umgebracht. Schätzungen der Opferzahlen bewegen sich zwischen einer halben und einer ganzen Million ermordeter Roma. Bekannt geworden sind die grausamen Experimente des Auschwitz-Arztes Josef Mengele an Kindern aus dem sogenannten "Zigeunerlager" Auschwitz-Birkenau. Viele Roma, Sinti und Jenische wurden auch zwangssterilisiert.
Wie unzählige jüdische Flüchtlinge wurden auch Sinti, die vor der Nazi-Mordmaschinerie fliehen wollten, an der Schweizer Grenze abgewiesen und in den Holocaust zurückgeschickt, so auch der 17jährige Sinto Anton Reinhardt.

Mehr Informationen über die Verstrickung der Schweiz in den Holocaust und die Verfolgung der Sinti und Roma auf folgenden Links:
- Artikel im "Tages-Anzeiger" vom 18.4.1997 über Roma, Holocaust und Schweizer Mittäter.
- Artikel in der "Weltwoche" vom 9.12.1999 über die Flüchtlingsrückweisungen der Schweiz.
- Artikel in der Wochenzeitung WoZ vom 23.3.2000 über das Zigeunerregister und über die Verweigerung von Papieren für Roma sowie zum damaligen Stand der Forschung.
- Schweizer Polizei-Instanzen, Interpol und die Verfolgung von Roma, Sinti und Jenischen im 20. Jahrhundert (in: Neue Wege, Oktober 2000)
- Text der im Dezember 2000 von der UEK endlich publizierten Studie "Roma, Sinti, Jenische. Schweizerische Ziguenerpolitik zur Zeit des Nationalsozialismus. Bern, 1. Dezember 2000, als pdf-Datei.
- Stellungnahme des schweizerischen Bundesrates zur Studie der UEK betreffend Roma, Sinti, Jenische und die Schweizerische Zigeunerpolitik zur Zeit des Nationalsozialismus

Unter dem Einfluss der UNO-Menschenrechtskonventionen und infolge der erfolgreichen Selbstorganisation vieler Roma-Gruppen in vielen Staaten, die teilweise auch Abgeordnete in den jeweiligen Parlamenten stellen, ist nach dem zweiten Weltkrieg, vor allem im letzten Drittel des 20.Jahrhunderts, eine verbesserte Respektierung der Menschenrechte der Roma und der anderen erwähnten Gruppen in den meisten Ländern festzustellen. Aufgrund ihrer teilweise grossen Armut - es gibt allerdings allenorts auch einige sehr vermögende Roma - , aufgrund ihrer Minderheitsstellung, ferner wegen fortdauernder negativer Vorurteile gegen sie und nicht zuletzt deswegen, weil sie nirgends einen eigenen Staat mit den entsprechenden Rechtsgarantien und finanziellen Mitteln bilden, sind die Roma und die anderen erwähnten Gruppen fast äberall eine verletzliche und oft auch in ihren Rechten verletzte Gruppe. Die Zahl der Roma wird weltweit auf rund 12 Millionen geschätzt. Viele stehen jedoch aus Angst vor Verfolgung nicht zu ihrer Gruppenzugehörigkeit; genaue Statistiken gibt es keine. Neben der zunehmenden Respektierung ihrer Rechte ist in den letzten Jahrzehnten auch eine zunehmende Beliebtheit und Achtung ihrer Kultur, insbesondere auch ihrer verschiedenen Musikstile, zu erwähnen. Die allgemeine gesellschaftliche Tendenz zu Flexibilisierung, Mobilität und neuartigen mobilen mündlichen Kommunikationsmitteln kommt ihrer Lebensweise und ihren Kulturformen ebenfalls entgegen. In Ex-Jugoslawien, teilweise auch in der Slowakei, in der Tschechei und in Rumänien ist es in den letzten Jahren jedoch immer wieder zu pogromartigen Verfolgungen und Vertreibungen dieser Minderheit gekommen.


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